Es war einmal ein Prinz, der wollte nicht heiraten. Wie sehr sein Vater ihm auch drohte, er ließ sich nicht zum Heiraten überreden. Daher sagte sein Vater zu ihm: „Wenn du meinem Willen nicht gehorchst, dann sollst du auch nicht mehr in meiner Burg wohnen. Zieh weg von hier, du bereitest mir nur Kummer.“ Der Prinz wollte weggehen, aber seine Mutter hielt ihn auf, gab ihm einen Hut, eine Flöte und einen Umhang und sagte: „Mein lieber Sohn! Pass gut auf dich auf und behalte diese drei Dinge im Auge! Ich habe sie von einer Zauberin erhalten. Das hier ist ein Hut, wenn du ihn trägst, wirst du unsichtbar. Das hier ist eine Flöte, wenn du darauf spielst, wird dir jeder, der dich spielen hört, in allem gehorchen. Und da ist ein Umhang, der einen unverwundbar macht. Man kann jede Sache aber nur einmal benutzen.“ Da erwiderte der Prinz: „Ach, Mutter! Ich danke dir sehr, aber soll ich denn wirklich diesen hässlichen Hut tragen? Und ich kann doch gar nicht Flöte spielen! Ebenso ist dieser Umhang einer Zauberin unpassend für mich.“ Die Mutter erwiderte aber: „Nein, mein Sohn! Diese drei Dinge sind kostbar! Pass auf sie gut auf!“ Dann begann sie zu weinen und umarmte ihn. Der Prinz verließ daraufhin mit den drei Zauberdingen die Burg.
Als er drei Tage gegangen war, gelangte er zu einem Felsen. Da stand plötzlich ein Männchen vor ihm. Es sagte zu ihm: „Guten Abend! Ich habe meine rote Zipfelmütze auf dem Felsen da oben vergessen. Beim Heruntersteigen habe ich mir den Knöchel verstaucht. Könntest du sie mir herunterholen?“ Da das Männchen so freundlich fragte, bestieg der Prinz den Felsen. Da dieser aber derart steil war, trug er den Umhang, der ihn unverwundbar machte. Als er die Zipfelmütze des Männleins genommen hatte und wieder hinunterwollte, stürzte er ab und fiel einige Meter tief. Da er aber den Umhang trug, geschah ihm nichts. Unten angekommen, gab er dem Zwerg die Zipfelmütze und sprach: „Beinahe hätte ich mein Leben verloren!“ Das Männlein bedankte sich und ging fort. Am nächsten Tag ging der Prinz in einen großen Wald. Da kam wieder ein Männchen und fragte ihn: „Ich habe eine Silbermünze mitten im tiefen Wald verloren. Aber ich kann nicht mehr zurück, denn ich habe gefräßige Wölfe gesehen. Du kannst mir wohl auch nicht helfen?“ „Wie sollte ich? Mir könnten die Wölfe auch gefährlich werden“, antwortete der Prinz. Dann überlegte er kurz und da fiel ihm der Hut ein, der ihn unsichtbar machen konnte. So fragte er, wo die Silbermünze wäre. Da beschrieb ihm das Männlein den Ort. Dann setzte der Prinz den Hut auf, wurde unsichtbar und ging tiefer in den Wald hinein. Plötzlich kamen die Wölfe, sahen ihn aber nicht. Da sie ihn jedoch mit ihren guten Nasen witterten, folgten sie ihm. Er merkte dies und bekam große Angst. Da fiel ihm die Flöte ein und er versuchte darauf zu spielen. Er konnte auf einmal hervorragend spielen, was ihn sehr verwunderte. Da er sich wünschte, dass ihn die Wölfe in Ruhe ließen, liefen diese davon und näherten sich daher nicht mehr. Er fand nach einiger Zeit die Silbermünze und gab sie dem Männlein, welches sich herzlich bedankte.
Der Prinz verließ den Wald und ging in ein Dorf, in dem er in einem Gasthaus übernachtete. Am nächsten Tag ging er eine große Wiese entlang. Da erblickte er wieder ein Männlein, das zu ihm sprach: „Ich habe in dieser Wiese einen Goldklumpen verloren, aber finde ihn nicht mehr. Leider sind hier viele Schlangen.“ Der Prinz wollte zuerst nicht helfen, doch dann willigte er doch ein. Er hatte aber vergessen, dass er keines der Zauberdinge mehr benutzen konnte. Er durchsuchte die hohe Wiese und wich mehrmals den Schlangen aus. Als gleich zwei auf ihn zukamen, nahm er seine Flöte und wollte spielen. Doch diesmal gelang ihm das Spielen nicht und ihm fiel nun ein, dass er jeden Gegenstand nur einmal benutzen konnte. Da erschrak er sehr und lief noch gerade rechtzeitig vor den Schlangen davon. Plötzlich fand er den Goldklumpen in der Wiese. Als er nach ihm greifen wollte, zischte eine Schlange gleich hinter dem Klumpen. Er griff in der Angst nach seinem Hut und erschlug damit die Schlange. Dann nahm er den Goldklumpen und brachte ihn dem Männlein. Dieses bedankte sich freundlich und sprach: „Den dürft Ihr behalten, Eure Hoheit! Er gehört Euch!“ Da war der Prinz überrascht, dass das Männlein wusste, wer er war. Es verschwand aber sofort. Als der Prinz dann weiterging, gelangte er zu einer sehr großen Eiche, vor der eine weiß gekleidete Frau stand. Sie sagte zu ihm: „Du wirst der König des Waldes! Viele Jahre suchten wir nach einem Herrscher, doch es schaffte niemand, dreimal die Natur zu überwinden. Du bist den steilen Felsen hinauf- und hinuntergeklettert, bist nicht von den Wölfen zerrissen worden und wurdest nicht von den Schlangen gebissen! Die Tiere konnten dich nicht besiegen und der starke Felsen auch nicht. Alle Wesen des Waldes sollen dich nun als König akzeptieren!“ Da kamen zwei Zwerge und gaben ihm eine Krone und einen königlichen Umhang. Dann zauberte ihn die Frau in den tiefen Wald, wo eine Burg stand, in der er dann gütig regierte. So konnte er König sein, obwohl ihn sein Vater verstoßen hatte.
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