Die Schätze der blaugrünen Berge

Ein Märchen von Anders Baumgartner

Im gebirgigen Land gab es viele Gipfel, über die Sonderbares erzählt wurde. So auch über die drei blaugrünen Berge. In einem jeden von ihnen waren Schätze verborgen. Man erzählte sich im Land, dass wenn man von allen drei Schätzen etwas sammeln würde, einen verwunschenen Edelmann erlösen würde, der im dritten der blaugrünen Berge leben musste. Die Schätze wurden aber von Zwergen bewacht, die niemandem etwas abgaben. Nicht weit von den Bergen entfernt lebte ein armer Holzfäller, der eine Frau und fünf Kinder hatte. Die Familie hatte kaum zu essen. Eines Tages hörte der jüngste Sohn, der Kürtchen genannt wurde, dass es in den blaugrünen Bergen diese Schätze gab. Daher wollte Kürtchen diese sammeln, damit seine Familie genug Geld habe, um sich ein Schloss zu bauen.

Er ging zum ersten Berg und fragte einen Wanderer, wo der Eingang zu der Schatzhöhle sei. Der sagte, dass es unmöglich sei, von den Zwergen etwas abzubekommen. Da Kürtchen nicht nachgab, zeigte der Wanderer dem Kleinen den Eingang. Kürtchen zündete eine Kerze an und ging in die enge, dunkle Höhle. Nach einer Weile kam er in einen großen Raum, der hell erleuchtet war. Darin sah er lauter Zwerge, die ihn sofort erblickten und auf ihn zugingen. Da sagte einer von ihnen: „Du bist so klein wie wir. Du scheinst ein Zwerg zu sein. Was möchtest du denn hier?“ Kürtchen antwortete: „Etwas von eurem Schatz!“ Da gaben sie ihm etwas davon. Er verließ die Höhle und ging zum zweiten Berg. Bald fand er durch Glück den Eingang zu dieser Höhle. Im hell erleuchteten Raum gingen die Zwerge auf ihn zu und auch diese dachten wieder, er sei auch ein Zwerg und gaben ihm etwas von dem Schatz.

Dann wollte Kürtchen zum dritten Berg gehen, aber der Weg war sehr beschwerlich. Er fand auch den Eingang zur Höhle nicht und dachte schon, er müsse umkehren. Doch da sah er einen Zwerg und folgte ihm. Der Zwerg ging in die Höhle des dritten Berges und Kürtchen eilte ihm hinterher. Im großen Raum sah er lauter Zwerge; diese waren aber klüger als die der anderen Berge. Einer davon fragte den Jungen: „Was willst du denn hier?“ „Ich möchte etwas von dem Schatz“, antwortete Kürtchen. „Du möchtest reich werden, nicht wahr?“ „Ja, das möchte ich!“ „Glaubst du, du kannst mit Geld alles kaufen? Nun, du sollst in einem Schloss wohnen. Das steht hier am dritten Berg, aber du musst dort alleine leben und darfst nie wieder nach Hause. Dafür wirst du dir alle Dinge kaufen können, die du dir wünschst!“ Da wurde Kürtchen traurig und sprach: „Nein, ich möchte bei meiner Familie sein!“ „Dann musst du uns den Schatz der beiden Berge geben und mit leeren Händen heimgehen.“ Kürtchen zögerte etwas, aber gab dann die gesammelten Schätze dem Zwerg. Da erschien auf einmal ein junger Mann mit edlen Gewändern und sagte: „Endlich bin ich erlöst. Weil du die Schätze nicht mehr haben wolltest, bin ich frei! Habe Dank, du kluger Junge!“ Da sagte der Zwerg zu Kürtchen: „Du darfst die gesammelten Schätze nun doch behalten. Das ist auch genug für deine Familie!“ Da verließen der junge Edelmann und Kürtchen die Höhle. Der Kleine ging mit seinem Schatz zurück zu seinen Eltern, die sich sehr über ihren Jungen freuten.

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